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Workshop in McGregor

McGregor ist ein kleiner Ort im Western Cape, etwa 180 km von Kapstadt entfernt. Hier finden wir das Breede Centre, ein Zentrum für junge arbeitslose Menschen und ein Ort, an dem sich Kinder am Nachmittag treffen und betreut werden. An diesem beschaulichen Ort wurde ich eingeladen einen Workshop zu geben. Die Gruppe setzte sich aus zwei weltwärts Freiwilligen der Waldorfschule McGregor, einer Lehrerin aus der Schule, Youth Workern aus dem Centre und Katleen zusammen. Eine schöne Gruppengröße von 9 TeilnehmerInnen.

Das Thema für unsere gemeinsamen Stunden war IDENTITÄT. Wer bin ich? Was schätze ich an mir? Wie sehe ich mich selbst und wie sehen mich andere?

Es war nicht immer ganz leicht, weil nicht jede in der Gruppe immer alles sofort verstand, einige sprechen hauptsächlich Afrikaans und verstehen nur gebrochen Englisch. Aber Kunst bietet uns eine wunderbare Ebene, um sich trotz sprachlicher Hindernisse auszudrücken und verständlich zu machen. Und dann halfen wir uns in der Gruppe auch noch gegenseitig mit Übersetzungen.

Nach einer kleinen Aufwärmungs- und Kennenlernübung näherten wir uns dem Thema Portrait an. Die Teilnehmer betrachteten sich im Spiegel und malten/zeichneten dann aus der Erinnerung sich selbst, das, was ihnen hängen geblieben war, was ihnen wichtig erschien. Daraufhin entstand ein weiteres Portrait, diesmal blind gestaltet. Mit geschlossenen Augen ertastete jede das eigene Gesicht mit der einen Hand, während die andere Hand das ertastete auf dem Papier zeichnete. Diese Aufgabe war eine große Herausforderung für jeden. Zum Einen, das blinde Zeichnen, das gleichzeitige Ertasten und Zeichnen und dann aber auch das Erblicken des entstandenen Portraits.

Im ersten Augenblick sah ich erschrockene und belustigte Blicke auf den Gesichtern der TeilnehmerInnen. Doch nach längerem Betrachten und Gesprächen konnten wir uns dem Entstandenen annähern und es mit anderen, künstlerischen Augen betrachten. Es entstand eine Gesprächsrunde, in der wir uns über das Thema Identität austauschten. Was macht Identität aus? Hier gehören viele verschiedene Dinge dazu. So gibt es die Ebene der Leiblichkeit, der sozialen Bezüge, der eigenen Arbeit/Leistung, der materiellen Sicherheit und persönlichen Werte. Alle diese Ebenen zusammen haben großen Einfluss auf unsere Identität, als was und wen wir uns sehen. Es war spannend zu sehen, wie unterschiedlich jede diese Ebenen doch betrachtet. Manche haben sich damit noch nie auseinandergesetzt. Da alle TeilnehmerInnen mit anderen Menschen, im Besonderen aber mit Kindern arbeiten, ist dieses Thema doch sehr wichtig. Wenn ich mich selbst nicht spüren kann, so wird es unglaublich schwer, mich Kindern als Vorbild und Ich zu offenbaren.

Sich selbst zu kennen ist ein wertvolles Gut und ein lebenslanger Prozess. Ich finde es schön, dass ich hier Menschen auf ihrem Weg begleiten und ihnen die Hand reichen darf.

Später gestalteten wir die ersten beiden Bilder noch mit Farbe aus und arbeiten an einem Fremdportrait, so dass am Ende jeder drei ganz unterschiedliche Portraits von sich hatte. In einer Reflexion betrachteten wir die Portraitreihen einzeln und sammelten positive Eigenschaften dazu. Ein wirklich schönes Erlebnis, aus dem die TeilnehmerInnen einiges mitnehmen konnten.

Zum Abschluss gestaltete jede noch ein letztes Portrait aus Ton oder in einer Collage.

Dann verabschiedeten wir uns in das Wochenende hinein.Was für ein besonderer Tag. Es wäre sehr schön, wenn dem viele weitere folgen würden!