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Ukubona

Ein Kunstprojekt für Kinder und Jugendliche

Die Entstehung

Im Jahr 2008 setzte ich das erste Mal meine Füße auf Südafrikas Boden. Wie sehr mich das folgende Jahr prägen würde, konnte ich nur erahnen. Doch eines wusste ich in diesem Moment: ich bin angekommen!

Nach einem Jahr voller Aufregung, aufgeriebener Nerven, Stress, Lachen, Hoffen, Zuversicht und Vertrauen war ich wieder zurück in Deutschland. Es zog mich daraufhin immer wieder nach Kapstadt zurück, dann aber tauchte ich in mein Studium der Kunsttherapie an der HKS Ottersberg und wurde davon völlig eingenommen. Im Positiven. Hier durfte ich endlich das finden, was ich gesucht hatte. Ein Handwerk, das mich erfüllte und mit welchem im Gepäck ich nach Südafrika zurückkehren wollte.

In meiner Zeit in Ottersberg und Bremen lernte ich Laura und Jette kennen. Wir studierten zusammen und zwischen uns entstand schon sehr schnell eine tiefe Freundschaft. Diese Freundschaft sollte zur Grundlage eines Projektes werden, Ukubona.

Zu dritt waren wir im Dezember 2014 bis Mai 2015 in Kapstadt und führten die erste künstlerische Projektphase mit Kindern in einer kleinen Waldorfschule in Khayelitsha, einer Township bei Kapstadt, durch. Ab Januar 2016 werde ich nun alleine in Kapstadt sein und Ukubona weiter führen.

Das Projekt

Ukubona kommt aus der Sprache der Xhosa und bedeutet sehen. Ukubona - Sehen mit Hand und Herz. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, jeder sollte die Chance haben mit Hand und Herz sehen zu lernen. Es geht um das Sichtbarwerden, um die eigene Wahrnehmung. Ukubona schenkt einen Ort der Begegnung mit der Kunst. Der Blick wird auf das gerichtet, was schon vorhanden ist, das Alltägliche. Unscheinbare Dinge werden neu gesehen und wertgeschätzt.

Ukubona vereint die künstlerische Arbeit mit dem therapeutischen Prozess. Es kommt zu Begegnungen mit sich selbst und dem anderen, in ganz freier Form. Ein Grundmaterial bilden Materialien, die vorgefunden werden - auf der Straße liegender "Schrott", Dinge die die Menschen wie selbstverständlich umgeben und doch kaum wahrgenommen werden, sowie das, was die Natur uns schenkt. Dieser Selbstverständlichkeit der vorhandenen Dinge, zum einen durch uns selbst produziert und vernachlässigt, zum einen uns geschenkt und kaum wahrgenommen, wird in einer künstlerischen Auseinandersetzung auf den Grund gegangen. Bewusstsein wird geschaffen und neue Ausdrucksmöglichkeiten ergründet und erforscht.Es geht um die Umformung und Wertschätzung der eigenen Umgebung. Aus kleinen und alltäglichen Dingen etwas Neues sichtbar werden lassen.

Neben Recycling - und Land Art können hier auch alle weiteren Materialien und Formen der Kunst erforscht und verwendet werden - ob im Plastizieren mit Ton, dem Malen mit jeglicher Farbe, dem Schreiben von Texten und Poesie oder im Ausdruck durch Bewegung. Es wird in Einzel sowie auch in Gruppen gearbeitet. Durch das Miteinander entsteht ein Raum, in dem die individuellen Ressourcen und Stärken jedes Einzelnen sichtbar werden. Dadurch werden neue Perspektiven und Entfaltungschancen für die Zukunft ermöglicht.

Der künstlerische Prozess ermöglicht eine Entfaltung und eine Entwicklung des Ichs, welche eine positive Auswirkung auf die ganzheitliche Entwicklung des Einzelnen ermöglicht.

Verortung

Township Khayelitsha
 

Bisher war Ukubona in der Zenzeleni Waldorf School in Khayelitsha zu finden. Nun werde ich auch in anderen Gegenden in und um Kapstadt den Menschen, besonders aber den Kindern und Jugendlichen den Pinsel und den Stift in die Hand geben.

Kapstadt und seine Umgebung ist ein Ort der Gegensätze. Vergangenheit und Gegenwart treffen engmaschig aufeinander und die Kluft zwischen Arm und Reich, zwischen Schwarz und Weiß ist groß. Kapstadt wird von außen oft als wunderschöne Stadt, als tolles Reiseziel gesehen; schaut man aber zwischen die Zeilen, so kann man viel Not und Leid erkennen. In der Stadt kann man dies ignorieren und die Augen davor verschließen, in die sogenannten Townships wagen sich sowieso nicht viele Menschen. Khayelitsha ist eines dieser Townships, die im Zuge der Apartheid entstanden sind und noch immer viele Millionen Menschen beherbergen. Hier leidet die Bevölkerung sehr unter den wirtschaftlichen, sozialen und gesundheitlichen Problemen. Die Arbeitslosenquote liegt bei mehr als 75%, es herrscht eine dichte Besiedlung, die ärmlichste Wohnverhältnisse wiederspiegelt. Die Kriminalitätsrate ist enorm hoch. Diese Zustände sind in viele der Townships in der Umgebung zu finden. In manchen Bereichen gibt es kaum fließendes Wasser, der Strom kommt aus selbstgespannten, oft lebensbedrohlich installierten Vernetzungen und Sanitäranlagen sind nur am Rande zu finden.

In meinem ersten Jahr in Kapstadt (2008) erlebte ich, wie die Kinder in Khayelitsha den gefährlichen Bedingungen auf der Straße ausgeliefert sind und wie sehr doch ihr Alltag von diesen bestimmt und eingeschränkt wird. Statt sich in Sicherheit, mit Freizeitmöglichkeiten und Bildungsangeboten ungestört entwickeln zu können, gehören Gewalt, Krankheiten und schlechte Berufsperspektiven zu ihrem Alltag.

In dieser belasteten Umgebung zeigt sich jedoch auch eine vielseitige Kultur mit einem tief verankerten Bedürfnis nach kreativem Ausdruck. Das darin liegende Potenzial greift Ukubona auf. Es soll gestärkt werden, indem anhand von kunsttherapeutischen Methoden neue Sichtweisen eingebracht und die Wahrnehmung für sich selbst, seine Mitmenschen und die Umgebung verändert werden.

Die Zenzeleni Waldorf School

Die Zenzeleni Waldorf School wurde 1999 durch das Center for Creative Education in Khayelitsha gegründet, welches ursprünglich hervorgerufen wurde, um Frauen der Township zu Erzieherinnen auszubilden. Im Laufe der Jahre entstanden mit den einfachsten Mitteln und auf kleinstem Raum aber mit umso mehr Kindern, waldorfpädagogisch inspirierte Kindergärten, sogenannte Educare Centres. Durch die positiven Erfahrungen der Familien wurde schließlich eine den Impulsen der Educare Centre vergleichbare Schule eröffnet: Die Zenzeleni Waldorf School. Heute umfasst die Schule insgesamt etwa 250 Kinder und setzt sich aus den Klassen eins bis sieben zusammen, in welche jeweils ca. 40 Schüler gehen.

The Homestead

Das Homestead öffnete 1982 seine Türen. Es wurde gegründet, um für die Kinder der Straße eine Art Schutzhaus zu geben, in dem sie einmal eine Nacht schlafen konnten, ausreichend Essen bekamen oder auch einfach einmal sein durften. Doch vereinzelnd blieben die Kinder und aus einer Nacht wurden mehrere Nächte, aus einer kurzfristigen Unterkunft wurde ein sicheres Zuhause. The Homestead bietet Kinder ein Zuhause unter den Kriterien, dass sie von der Straße kommen, männlich und unter 16 Jahre alt sind. In mehreren Häusern, die sich in ganz unterschiedlichen Gegenden in und um Kapstadt befinden (Manenberg, Valhalla Prk, Khayelitsha, Woodstock) finden mehrere hundert Kinder und Jugendliche im Jahr einen Unterschlupf. Sie bekommen therapeutische und pädagogische Betreuung, Hilfe bei schulischen Angelegenheiten, Essen und einen sicheren Schlafplatz. Das weitere Ziel ist eine Familienzusammenführung oder sie Hilfe, von der Straße weg in ein soziales Umfeld zu finden. Somit stellt The Homestead einen Übergang zwischen der Straße und einem sozialen Leben dar.

http://thehomestead.org.za/

Breed Center

Das Breede Centre befindet sich in McGregor (ca. 180 km von Kapstadt entfernt). Es ist ein Zentrum für junge arbeitslose Menschen. Hier werden sie in unterschiedlichen handwerklichen Medien geschult, um sich einen eigenen Weg hinaus in ein selbstständiges Leben zu ermöglichen. Kurse gibt es unter anderem in einer Holzwerkstatt, in der Handarbeit mit Textilien, im Nähen, Gartenbau und Kochen, sowie in der Buchhaltung und anderen sogenannten life skills. Mit diesen practical skills for life bekommen die jungen Menschen eine Chance, nach den Kursen selbstständig ein eigenes Business aufzubauen. Auch hier wird ihnen die Hilfe des Centres angeboten, welches sie auf dem Weg begleitet.

http://www.breedecentre.co.za/

Centre for Creative Education

Das Centre for Creatice Education wurde als eine Non-Profit Organisation 1993 in Plumstead, Kapstadt gegründet. Der Grundgedanke des Instituts basiert auf der Waldorfpädagogik nach Rudolf Steiner. Das Centre ist eine anerkannte und von der südafrikanischen Regierung zertifizierte Einrichtung für die Ausbildung als Kindergarten- und Grundschullehrer, in der frühkindlichen Erziehung sowie in der Eurythmie. Es betreut mehrere pre-Schools, Educare Centres, die Zenzeleni Waldorf School und heilpädagogische Einrichtungen in Kapstadt und den Townships.

http://www.cfce.org.za/cfce/

Durchführung

Durchführungszeitraum:

Erste Phase: Dezember 2014 bis Mai 2015 statt.

Ab Januar 2016 für vorerst zwei weitere Jahre.

Angewendete Methoden:

Wahrnehmungsübungen, Bewegungsübungen, kreative Schreibwerkstatt, dynamisches Formenzeichnen, dialogisches Malen, Körperbilder, Plastizieren, Recycling - und Land Art u.a.

Zusätzliche Angebote:

Ausflüge in die Natur, verschiedene Workshops, Seminare

Methodenauswahl

Traumatherapie nach Reddemann

 

dynamisches Formenzeichnen nach Elke Frieling

 

Übungen nach Udo Baer

 

Schreibwerkstatt

 

Plastizieren

 

Malerei

 

Recycling

 

Land Art

 

Zielsetzung

Ukubona will etwas Bleibendes schaffen. Die Idee, das Erlernte und Erfahrene soll weiter leben, auch wenn ich eines Tages einmal nicht mehr vor Ort bin. Die Einbeziehung des sozialen Umfeldes der Kinder gibt die Möglichkeit einer nachhaltigen Wirkung. Die Arbeit mit den Lehrern integriert die Idee des Sehens in den Schulalltag und auch die Lehrer selbst profitieren von der Selbsterfahrung. Ein Erfolgserlebnis in der künstlerischen Auseinandersetzung, eine Bestätigung durch andere lässt das Vertrauen wachsen, dass es auch an anderer Stelle weiter gehen kann. Der aus dem erlebten Prozess entstandene Blick geht über in das alltägliche Leben. Er findet seinen Weg über den Raum des Geschehens hinaus nach außen und kann generationsübergreifend weitergegeben werden.

Ziele mit der Zielgruppe:

  • Prozesshafte Erfahrbarkeit der individuellen (künstlerischen) Ausdrucksmöglichkeiten
  • Prozesshafte Begleitung der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen
  • Ressourcen und Stärken entdecken durch künstlerische Auseinandersetzung
  • Stärkung und Differenzierung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
  • Bewusstseinsschaffung und Wahrnehmung der eigenen Umgebung
  • Förderung eines Gemeinschaftsgefühls
  • Schaffung eines sicheren Ortes, an dem der Mensch er selbst sein kann
  • Ermöglichung von Entfaltungschancen eines Einzelnen
  • Entwicklung neuer Blickwinkel und Perspektiven für die Zukunft
  • Weiterbildung/Blickerweiterung durch kreative Auseinandersetzung (Lehrer)s
  • Auseinandersetzung mit den eigenen Schicksalen im kreativen Tun

Evaluation durch:

  • Auswertungsbögen
  • Videos und Fotos
  • Zusammenstellung von Entwicklungsprozessen
  • kleinen Geschichten

Träger

Die Träger von 'Ukubona' sind die 'Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V.' Der 1971 gegründete gemeinnützige Verein mit Sitz in Stuttgart fördert weltweit Initiativen eines freien Bildungswesens und Einrichtungen, die auf Grundlage der Waldorfpädagogik arbeiten. Er unterstützt Waldorfschulen, -kindergärten, heilpädagogische Einrichtungen und soziale Projekte in der ganzen Welt. Seit 2006 leisten sie außerdem Notfallpädagogik für internationale Kriegs- und Katastrophenhilfe für traumatisierte Kinder und Jugendliche. Als Trägerorganisation für Freiwilligendienste vermitteln die Freunde der Erziehungskunst zudem ca. 1000 Freiwillige pro Jahr ins In- und Ausland.